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Unsere Sprachlernklasse im Wochenblatt

Eine gemeinsame Sprache finden

von Katja Bendig, © 25.10.2015, Kreiszeitung Wochenblatt

In der Sprachlernklasse an der Oberschule Meckelfeld lernen Kinder aus verschiedensten Ländern Deutsch

„Na klar spreche ich auch in der Pause Deutsch mit Besiana, ich kann ja kein Albanisch!“ Meray (11) aus Bulgarien, die neben Besiana (11) aus Mazedonien sitzt, bringt die Sache auf den Punkt: Die meisten der 16 Kinder, die in der Sprachlernklasse an der Oberschule Meckelfeld unterrichtet werden, kommen aus vollkommen unterschiedlichen Ländern. Derzeit sind Kinder u.a. aus Bulgarien, Rumänien, Polen, Mazedonien, Albanien, Nigeria und Thailand dabei. „Heute morgen standen außerdem Helfer mit zwei syrischen Kindern vor unserer Tür, da müssen wir jetzt schauen, wie wir die beiden unterrichten - eigentlich ist die Klasse mit 16 Teilnehmern voll“, sagt Schulleiter Thomas Höfer.

Die Sprachlernklasse, die es seit den Sommerferien in Meckelfeld gibt, ermöglicht Kindern zwischen zehn und 16 Jahren - je nach Vorkenntnissen - auf ganz unterschiedlichen Niveaus Deutsch zu lernen. Ziel ist es, die Kinder möglichst schnell in den regulären Unterricht einzubinden. Was viele vielleicht anders erwarten: „Die meisten der Kinder sind keine Flüchtlinge, wir haben viel Bewegung auch innerhalb Europas“, sagt Höfer.

„Chefin“ der Sprachlernklasse ist Lehrerin Kristina Sokolova. Gemeinsam mit ihren Kolleginnen Maren Steiner und Christine König sowie Schulsozialarbeiterin Mechthild Herkenhoff stellt sie sich jeden Tag der Aufgabe, den Kindern beim vielleicht wichtigsten Schritt zur Integration - dem Erlernen der deutschen Sprache - zu helfen.

Manche der Kinder stehen dabei noch ganz am Anfang. Soravis (12) aus Thailand lebt erst seit sechs Wochen in Deutschland und lernt gerade Präpositionen. „Der Ball ist in der Kiste. Der Ball ist hinter der Kiste. Der Ball ist auf der Kiste“, geduldig spricht Mechthild Herkenhoff die Sätze vor, bebilderte Kärtchen helfen Soravis dabei, das Gesagte zu verstehen. In ihrem Klassenraum sitzen die Kinder an kleinen Gruppentischen zusammen, überall wird konzentriert gelernt. Sihana (14), Emily (11) und Luminiza (12) sind Tischnachbarinnen. „Ich würde gerne Lehrerin werden“, erzählt Sihana, die aus Albanien kommt. Deutsch findet sie nicht so schwierig. „Man muss einfach lernen“, sagt das Mädchen.

Weil jedes Kind auf einem anderen Wissensstand ist, bekommt auch jedes individuelle Hausaufgaben, die schon gut deutsch sprechen, fungieren als Paten für die, die noch nicht so weit sind. „Bei uns in der Klasse wird viel Selbstständigkeit erwartet“, erklärt Kristina Sokolova. „Aber das klappt schon ganz wunderbar.“ Zum pädagogischen Konzept gehört auch, dass die Eltern eingebunden werden. Zweimal im Monat kommen die Mütter in die Schule. „Sie bringen sich sehr ein, achten darauf, fass die Hausaufgaben gemacht werden“, sagt die Lehrerin.

Weil die Nachfrage weiter steigen wird, könnte sich Thomas Höfer vorstellen, eine zweite Sprachlernklasse einzurichten. „Aber das kann nur in enger Absprache mit der Landesschulbehörde passieren“, so Höfer. Er ist vom Erfolg des Konzeptes überzeugt. „Die Kinder sind mit so viel Motivation und Willen dabei. Sie wollen teilhaben, sich mit Gleichaltrigen austauschen – und das geht eben nur über eine gemeinsame Sprache.“